In meinem Internet-zu-Hause fühlte ich mich jahrelang pudel wohl und aufgehoben. Nächtelang habe ich mich treiben lassen, Worte verschlungen über Kommunikation und Management. Bis mir eines Tages folgendes passiert ist. Ich muss mich wohl freitags in mein Büro gesetzt haben und es wurde Montag. Auf meinem Fenstersims waren Teller, Tassen, Gläser und Besteck abgestellt, mein Laptop und 2 Computer waren am Netz. Oh -Oh – dachte ich!
In den letzten Monaten habe ich immer häufiger wahrgenommen, dass mein weites Umfeld in höchstem Masse unaufmerksam ist. Mails werden gelesen und in Windeseile vergessen. Während Gesprächen klingelt unentwegt das Handy und ganz hektisch werden Botschaften versendet. Alles ist gleich wichtig. Das Gefühl für den anderen ist im Schlafe und die Demenz galoppiert in unserer Gesellschaft vor sich hin. Wie schön ist es doch, wenn man aufmerksam einem Gespräch folgt, aktiv dabei ist und seinem Gegenüber in die Augen schaut – im Jetzt lebt.
Ich liebe die virtuelle Welt immer noch und werde auch immer ein klein wenig Sklave von ihr sein, mit einem Hang mich darin zu vergessen.
Mich hat die Erkenntnis darüber allerdings auch veranlasst, Briefe mit Feder und Tinte zu schreiben, viel Geld für Papiere im Umlauf zu bringen und außergewöhnliche Kuverts zu gestalten.
Die Haptik von Papier regt die Sinne an. Eine lebendige Sprache erzeugt lebendige Gedanken. Die Handschrift erzählt viel über den Menschen, seinen Charakter, seine Empfindung. Sie ist so sensibel wie der Mensch der sich dahinter verbirgt. Ein Brief ist sehr individuell, er fällt auf und ist aus meiner Erfahrung heraus viel nachhaltiger.
Nehmen Sie sich im Alltag wahr, wie oft Sie eine Botschaft auf den Weg geben, die nicht sein muss – den Leser von der Arbeit abhält. Machen Sie sich für einen Monat zur Aufgabe, Wortreihungen nur auf den Weg zu bringen, wenn die Botschaft so wichtig ist dass Sie den Brief zu Fuss zur Post bringen.
Beobachten Sie sich liebevoll und lachen Sie ab und an herzhaft wenn Sie sich ertappen…
Schicke die Herbstsonne auf den Weg zu Ihnen.
Herzlichst Ihre Sylvia Voegele-Kopp